Horex: Aus der Traum

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Nicht jede Legende kann in unseren Retro-orientierten Zeiten wieder dauerhaft zum Leben erweckt werden. Das musste nun auch Clemens Neese einsehen, der zehn Jahre lang versuchte dem durchaus zugkräftigen Markennamen Horex neues Leben einzuhauchen. Der Traum ist ausgeträumt: Bereits am 28. August hat die Horex GmbH beim zuständigen Amtsgericht Augsburg Insolvenz beantragt. Ein Insolvenzverwalter sei auch bereits eingesetzt, heißt es.

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Auf dem Horex VR6 Roadster fußten die Hoffnungen der Augsburger Motorrad-Manufaktur.

Neben privaten Investoren, denen der Name Horex noch immer etwas bedeutete, stellten auch die KfW Mittelstandsbank sowie das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie dem einstigen IT-Manager Neese Kredite und Fördergelder bereit, um die zuletzt Ende der 1950er Jahre gescheiterte Marke zu reanimieren. Die Rede ist von über zwölf Millionen Euro, die nun wohl verbraucht sind.

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Nun sollen mögliche Investoren und Käufer gesucht werden, auch sollen die Gehälter der gerade mal 30 Beschäftigten „aktuell gesichert“ sein. Doch ob die Monokultur eines hochpreisigen Sechszylinders, mit dem Horex an den Start ging, tatsächlich eine wirtschaftlich tragfähige Zukunft hat, wird sich erst noch weisen müssen. Nach dem aktuellen Fehlschlag geben sich potentielle Interessenten nicht gerade die Klinke in Augsburg in die Hand.

Die technischen Finessen, die in den rund 25.000 Euro teuren Modellen Classic und Roadster stecken, sorgten von Beginn an für Verzögerungen im Zeitplan. Nach der Premiere 2010 wurden für das vierte Quartal 2011 bereits die ersten 150 Auslieferungen angekündigt. Doch erst zum Saisonstart 2013 standen die dann auch endlich bereit. Entsprechend stockte auch der Aufbau eines Händlernetzes. Gerade mal 30 Vertretungen anstelle der geplanten 70 sind im deutschsprachigen Raum sowie Thailand aktiv. Und echte Verkaufszahlen der beiden bisher gefertigten Modelle gibt es bis heute nicht.

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Motorrad-Enthusiasten bleibt nichts anderes als abzuwarten, ob der Traum von einer weiteren deutschen Motorrad-Marke neben BMW Bestand haben wird, oder ob er nicht doch bereits ausgeträumt ist – wie schon in Bad Homburg Ende der Fifties. Da schloss der Hersteller, dessen Modelle vom Schlage einer Regina oder einer Imperator noch heute den Fans Tränen in die Augen schießen lassen, erstmals seine Pforten. Das Unternehmen wurde  überrollt vom Autoboom des Wirtschaftswunders – und vom eigenen Investitionsmangel, denn die zuvor gerühmten Maschinen hatten schlicht den technischen Anschluss verpasst.

Das kann man vom aufgeladenen Sechser der aktuellen Maschinen zwar nicht behaupten. Für den ganz großen Neustart hat aber auch die üppige Kompressor-Power der modernen Horex nicht gereicht. Auf der Internetseite des Unternehmens träumen sie dennoch weiter…

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